Tod

 

Wieso fühle ich mich alleine, wenn ich in der Schule bin?

Wieso höre ich nichts, wenn ich auf dem Pausenhof stehe?

Was ist bloß los mit mir, was ist das tief in mir drin?

Warum bleibe ich am selbem Fleck, wenn ich doch losgehe?

 

Warum lache ich nicht, wenn etwas lustig ist?

Warum spreche ich nicht, wenn ich dazu aufgefordert werde?

Weshalb muss ich mir Sachen anhören wie „Du bist so anders in deiner Art, so wie du bist“?

Weshalb sollte ich mir schon jetzt Gedanken darüber machen wie ich sterbe?

 

Habe ich denn nichts anderes zu tun oder muss das alles so sein?

Habe ich eine Wahl über meinen Tag oder steckt man mich wahllos da rein?

Bin ich die einzige, die sich solche Gedanken macht?

Bin ich die einzige, die alle scheinheilig anlacht?

 

Die so tut, als ob nichts sei

und vor allen tut, als sei sie frei,

die den Schmerz unterdrückt

und zur Dunkelheit vorrückt.

 

Wieso kann ich mich einfach keinem anvertrauen?

Wieso muss ich nach ’ner gewissen Zeit immer zurückhauen?

Warum muss ich mich immer beweisen?

Warum darf mich jeder in der Luft zerreißen?

 

Was ist das, dass mich so anders macht?

Was in mir einfach kein Feuer entfacht?

Weshalb kann ich nichts fühlen?

Weshalb kann mich nichts zu Tränen rühren?

 

Wieso kann ich absolut keine Freude mehr spüren?

Warum muss meine einzige Freude in Leid führen?

Warum fühle ich mich schlecht bei Lob?

Wieso bin ich wie Tod?

 

Klinisch noch richtig am Leben,

eine gescheiterte Existenz kann ich nur geben.

Der Therapeut würde seine Hand aufrichten

und die Religion seine Aussage vernichten.

Die Moral wird’s anders sehen,

ich aber kann mir meinen Tod eingestehn.